01 Sep. 2010 Martina Eine indische Behörde – live und in Farbe
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Schade, dass Fotografieren hier nicht erlaubt ist!!! Wir haben heute einen Termin bei der Ausländerbehörde, die seit kurzem anscheinend nicht mehr der Polizei, sondern der Stadtverwaltung untersteht – was laut informierter Kreise mit besserer Organisation und weniger Bestechungsgeld einhergehen soll. Unsere Visaverlängerung und Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung (oder wie immer man „Residential Permit“ übersetzen will) steht auf dem Programm.
Voraussetzung war die Zusammenstellung eines Stapels Papiere vergangene Woche:
1. Form of extension (Original)
2. Residential permit and residential certificate (Xerox copy)
3. Passport photo page and visa page (Xerox copy)
4. Residential permit and residential certificate spouse, child (Xerox copy)
5. Passport photo page and visa page, spouse, child (Xerox copy
6. Letter address to FRRO extension on company letter head (Original)
7. Letter address to FRRO Taxes on company letter head (Original)
8. Income tax return for the previous year (Xerox copy)
9. TDS remittance bank payment challan copy (Xerox Copy
10. Copy of terms and condition of employment (Xerox copy)
11. Financial guarantee company letter head with address seal (Original)
12. Proof of Indian, person giving financial guarantee (Xerox copy)
on behalf of company passport copy, pan card, election id any one
13. six Photo each
14. Address proof house agreement, telephone bill etc. (Xerox copy)
15. Company Profile or Broucher of Company (Xerox copy)
Xerox copy bedeutet natürlich einfach nur Kopie, muss nicht von einem Xerox-Gerät stammen ;-)

Unser Agent hat sich morgens um 6 Uhr angestellt, um eine Nummer zu ziehen (wie in Deutschland bei der Zulassungsstelle), wir sollen um 9 Uhr da sein, um dann selber reinzugehen. Natürlich sorgt Tina dafür, dass wir schon um zehn vor 9 da sind… dabei macht die Behörde erst um 9:30 auf! Naja, wir finden den Agenten, unterschreiben ein paar Dokumente und finden tatsächlich auch noch einen Sitzplatz ohne Vogeldreck! Die Fledermäuse, die bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren hier im Baum hingen, sind leider nicht mehr da. Also ein bisschen telefonieren und smalltalk. (WIESO hab ich meine Zeitung im Auto gelassen?!?) Punkt 9:30 stehen wir innen am Tresen, NICHT beim ersten der drei Beamten, der sei zu pingelig (Heiratsurkunde etc.); aber welcher ist der erste? also einfach den mittleren nehmen! Sorgfältiges mehrmaliges Durchblättern der Papierstapel, alles OK, dann müssen wir erst in ein seitliches Büro, wo wir eine weitere Unterschrift von einer Dame bekommen und dann gehen wir zu Schalter 3. Die Damen hinter den Schaltern fangen ihren Tag gemütlich an; erstmal werden Wasserflaschen mehrmals hin- und hergereicht, man verschwindet und kommt wieder – und schließlich darf Marcus Platz nehmen. Ein Bild mit der Webcam, diverses Getippe in den Computer. Einmal unterschreiben. Dann ist Tina dran, gleiches Prozedere, dann bekommen wir den ganzen Kram zurück mit einem Vermerk, wieviel es kostet. Unser Agent wird jetzt zur Bank fahren (die leider erst um 10:30 aufmacht) und die Gebühren dort einzahlen, wir sollen solange einen Kaffee im nahegelegenen Coffee Board (Kaffee-Ministerium) trinken und um 10:40 zurück sein.

Das Coffee Board Cafe ist ein typisches indisches „Indian Coffee House“ mit original government -approved Kaffee. Wir bestellen den „special Coffee“, entdecken allerding nix spezielles daran – vielleicht hätten wir zum Vergleich auch einen normalen bestellen sollen! Naja, Rs.10 statt 7 überleben wir gerade so. Wir haben noch ewig Zeit und sind uns der hygienischen Verhältnisse in der Küche nicht ganz sicher; also ziehen wir weiter in ein Hotel direkt gegenüber vom FRO und bestellen dort ein Masala Dosa. Längere Diskussion, ob wir nicht das very nice Frühstücksbuffet probieren wollen? Aber dafür haben wir doch keine Zeit. Ob wir im Restaurant im vierten Stock einfach nur ein Masala Dosa bekommen? Nein nein, wir sollen nur hierbleiben, wir bekommen eins (bzw. zwei). Anschließend denken wir, immer noch Zeit für einen Kaffee zu haben, der dauert dann allerdings ewig und bis die Rechnung kommt natürlich nochmal eine Viertelstunde… die ist dann gesalzen; der Kaffee kostet Rs.70!!! das ist teurer als in jedem Edel-Café hier, und das Masala Dosa soll auch Rs.70 kosten. Nach 5 Sternen sah der Schuppen eigentlich nicht aus. Naja, haben wir wohl doch das volle Frühstücksbuffet bezahlt. Wie dem auch sei… unterm Strich sind das zusammen 4,62 Euro, wer wird sich denn ernsthaft aufregen?

Zurück in der Behörde bekommen wir die Bankquittung und laufen wieder rein zu „unserem“ Schalter Nummer 3. Wieder einiges Getippe, dann bitte warten, andere kommen dazwischen, schließlich werden die Papierstapel und Pässe werden einbehalten und wir bekommen einen Zettel für die Abholung am Nachmittag zwischen 16:30 und 17:30. (Ohne Agent müsste man am nächsten Tag nachmittags kommen…) wir sollen um 17:00 aufkreuzen. Leichter gesagt als getan, wenn wir zwischendurch ganz aus der Stadt raus in Marcus‘ Firma fahren müssen! Und das dauert heute ewig, weil wir am Krishna-Tempel vorbeifahren und da heute Krishnas Geburtstag gefeiert wird. Unser Fahrer (Christ) hatte das nicht ganz im Kopf.

Nach Hause fahren lohnt sich dann für Tina auch nicht mehr, also den Rest des Mittags mit emails lesen (am „Internet“-Rechner der IT-Abteilung, der außerhalb der Firewall liegt), Zeitung lesen, mittagessen und ein bisschen quatschen verbringen.
Um 16:10 machen wir uns wieder auf den Weg, Tina wollte eigentlich schon vor 4 fahren (es könnte ja regnen oder VIP-Stau geben – hier werden ganz gern mal sämtlich Straßen gesperrt, wenn der Herr Minister schnell zum Flughafen möchte. Krankenwagen bleiben dabei leider auch oft zu lang im Stau stecken…). Zum Glück sind wir nicht früher losgefahren, erstaunlicherweise brauchen wir gerade mal 40 Minuten und zum Glück ist auch der Agent schon etwas früher da, also 10 vor 5 wieder rein zu Schalter 3 – bzw. in die 10 Menschen lange Schlange vor dem Schalter! Alles fast gut, nur Marcus‘ namen war falsch geschrieben. Also er nochmal rein und mit dem korrekten Namen nochmal ausdrucken lassen. Ach so, nee, nur Tippex korrigiert und zwei Unterschriftkürzel und einen Stempel daneben, DANN sind wir tatsächlich schon fertig!!!

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