Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass unser Hochhaus mitten in einem Dorf steht??? Wasserbüffel sind das wahrscheinlich nicht, einfach irgendwelche Rindviecher halt…
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Morgens um 9 war mal wieder Staatsfeiertags-Fahnenappell. Es waren recht viele Bewohner da und natürlich alle Hausangestellten. Wir hatten vorher im Haus gesammelt und jeder vom Personal erhielt ein Kleidergeschenk (die Frauen einen Sari, die Männer Hemd+Hose). Auf diese Weise erfuhren wir wenigstens auch mal die Namen der Angestellten! Es war sogar noch Geld übrig für eine bebilderte englische Taschenbuch-Enzyklopädie für jedes Angestellten-Kind, die haben sie alle an ihre Brust gedrückt wie einen Schatz!
Und eine weitere Neuerung, die Hausangestellten und deren Kinder durften diesmal auch spielen (natürlich in einer extra Runde, nach den Bewohner-Kindern und Bewohnern) und in jeder Gruppe gab es Preise. Die Bewohner-Kinder bekamen allerdings große bunte glitzernde Päckchen und die Angestellten-Kinder Umschläge mit wahrscheinlich nochmal Geld oder Gutscheinen. Naja. Ist halt immer noch Indien.
Mit 6 Kindern hatte Fitnesslehrer Praveen mehrere Tänze einstudiert und das war echt gut und sehr lustig. Ein zweijähriges Nachbarskind hat sich dazugestellt und begeistert alles nachgemacht, so ein süßer Fratz! Wird bestimmt mal ’ne große Tänzerin.
Marcus ist mal eben kurz in Delhi und so hat Tina mal wieder den ganzen Tag das Auto zur freien Verfügung. Keine Veranstaltung in Sicht, Kühlschrank und Vorratsschrank sind voll. Also ENDLICH auf zum Gitarrenkauf!
Ein paar gute Tipps von einer Freundin (semi-professionelle Musikerin und Chorleiterin des OWC-Chors, leider nicht mehr in Bangalore) und ein paar Adressen aus dem OWC-Einkaufsführer später klappere ich zwei Läden in der Innenstadt ab, den dritten finde ich leider nicht. Dann – Marktübersicht ist alles – noch nach Koramangala weit im Süden der Stadt. Da war ich schon lange nicht mehr shoppen. Mit Hilfe diverser Rikschafahrer und Verkäufer finden wir auch tatsächlich die beiden Musikläden. Der eine ist leider geschlossen, steht auch nix dran wie lange oder warum. Der andere ist zwar groß und fancy, aber der Gitarrenverkäufer überzeugt mich läbgst nicht so sehr wie der im ersten Laden.
Unentschlossen, jetzt ist erstmal Zeit zum Mittagessen (mit leerem Magen Kaufentscheidungen zu treffen mag ich gar nicht) in der nahegelegenen Mall. In der dortigen Buchhandlung finde ich zufällig eine Gitarren-Anthologie. Takemine, Höfner und Yamaha kommen alle darin vor, die spanischen und chinesischen Marke des zweiten Ladens nicht. Da ich auch später zum Service eher nicht bis nach Koramangala fahren will, geht’s wieder zurück in die Innenstadt. Eine klassische Yamaha-Gitarre, eine gepolsterte Hülle mit Rucksack-Trägern, für 100Rs eine Stimmharmonika, das ganze minus 200 Rabatt, plus tax und 3 Plektrons geschenkt. Leider haben sie keine brauchbaren Noten, aber da fällt mir schon was ein. Eine Freundin hat mir auch ihr Unterrichtsmaterial kopiert.
Kurz was essen, Mails gucken und dann mal nach Gitarre-kompatiblen Noten suchen. In den Chornoten vom OWC-Chor ist eins, das wir nur mal ganz kurz in einer kleinen Gruppe geprobt hatten, aber es ist sehr schön und – es hat Akkorde drüber! Zumindest die Stufen in der Tonleiter, also I – IV – V – VIm und so weiter. Ein bisschen kramen in den Tiefen des Hirns, und schon ist klar: A-Dur, und die Griffe sind A – D – E – fis. Jetzt fehlen mir nur noch zwei Leute für die dritte und vierte Stimme!
Marcus sitzt mit mehreren indischen Kollegen im Besprechungsraum. Ein Kollege hat aus Deutschland Ritter-Sport-Minis mitgebracht, Geschmacksrichtung Erdbeer-Joghurt. Die eine Hälfte der Anwesenden packt gleich aus und isst genüsslich. Die anderen diskutieren eine Weile und lassen die Täfelchen erstmal zu. Sie fragen Marcus, „doesn’t it contain alcohol?“ Marcus: „no, zero alcohol and purely vegetarian.“ Weiteres Getuschel in Hindi und Kannada zwischen den zweifelnden Kollegen. Schließlich traut sich einer, konkret nachzufragen: „Are you sure there’s no beer in it? See, there’s indicated: Erd-beer-…??“ Marcus legt sich fast unter den Tisch vor Lachen, klärt das Missverständnis auf und endlich knabbern alle glücklich an der Schokolade…
Zum Glück laust er sich nur selbst, aber dafür könnte er sich wirklich einen anderen Platz aussuchen als unseren Balkon. Von mir lässt er sich nicht verscheuchen, ich habe dummerweise auch sämtliche Schrubber draußen gelagert. Wassereimer (ohne Wasser, durchs Fenster angedroht) ignoriert er auch und fletscht nur die Zähne – oder lacht der etwa? Als es an der Tür klingelt, weil ich die Hausverwaltung um Hilfe gebeten habe, ist er natürlich plötzlich verschwunden. Die Viecher sind halt doch schlau. Der Elektriker (mit einem langen Stock bewaffnet) sieht ihn dann zwei Stockwerke unter uns auf Nachbars Balkon sitzen. Er jagt den Affen weiter… Auf dem Wohnzimmerbalkon ist die neulich schon gerupfte Palme nochmal um ein Blatt ärmer geworden. Wahrscheinlich sind die Stiele praktisch, um sich den Rücken zu kratzen!
Nachmittags mal wieder eine der schöneren Seiten des Monsun: ein riesiger Regenbogen, zeitweise sogar doppelt.

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