Nicht ganz oben auf unserer Prioritätenliste, aber ganz oben auf der Entspannungsskala – und zur Zeit ist die Auswahl an Reisezielen wegen des heißen Wetters sehr begrenzt. Dort am Strand ist es wenigstens egal, wie sehr man schwitzt! Und vielleicht kühlen wir uns ja tatsächlich mal im Meer ab…
13.03.2010 (Samstag) – Goa 1. Tag
Vier Tage Urlaub am Stück! Um 4:45 soll Abfahrt sein – nur der Fahrer fehlt! Wieder hoch in die Wohnung, Schlüssel holen, selber fahren! Am Flughafen rufen wir ihn an – „sorry Sir, I am late, I am coming Sir!“ Tja, bisschen sehr spät, dann besser gleich (mit dem Bus) zum Flughafen fahren und das Auto holen, bevor es mehr als 2 Stunden werden (Rs.60, jede weitere Rs.30)! Der Flug startet und landet einigermaßen on time.
Ein bisschen Kultur sollte aber auch dabei sein, daher verbringen wir die erste Nacht in Goas Hauptstadt, Panaji. Der Reiseführer „Lonely Planet“ preist die Stadt als „unbedingt sehenswert, auf jeden Fall mehrere Tage einplanen“. Das vom Hotel versprochene Taxi wartet allerdings nicht auf uns. Im Hotel wissen sie von nichts. Naja, stehen ja genügend rum, es gibt sogar einen Prepaid-Schalter. Der kleinste aller Suzukis hat allerdings keine Klimaanlage, naja, wir müssen ja heute nicht mehr repräsentieren. Das Zimmer ist in einer netten renovierten Kolonialstil-Villa, allerdings stehen gleich zwei riesige Betten drin und ansonsten kann man sich kaum noch drin bewegen. Dafür etwas overpriced. Wir sind sogar noch früh genug, um noch Frühstück zu bekommen.
Auch das völlig überteuert: für 3 Euro pro Nase gibt es Baked Beans, Porridge, Rührei und einigermaßen brauchbare Omeletts. Außerdem eine Art Kartoffelcurry (sehr lecker), Brötchen mit undefinierbarem Gelee und davongelaufener Butter und nicht mehr sehr frischen Melonensalat. Zum Glück auch noch einige „originalverpackte“ Bananen. Und natürlich Kaffee oder Heißwasser für Tee. Naja! Für diese Summe könnte man anderswo sehr ordentlich mittagessen.
Stadtrundgang aus dem Reiseführer, zumindest den Innenstadt-Teil. Es ist drückend heiß und die Sonne brutzelt heftig. Die „vielen bunten alten Häuser“ sind eine ziemliche Enttäuschung: Soo viele sind es nun nicht, und ziemlich heruntergekommen. Fürs europäische Auge mag das ja ganz malerisch aussehen, aber kleine bunte Häuser haben wir auch in unserer Nachbarschaft zu Hause in Bangalore! Downtown gibt es dann zwei ganz hübsche weiße Kirchen, von den Portugiesen erbaut. Der Rest: Läden, kleine Restaurants und das übliche indische Straßenleben – Obstverkäufer, Schuhmacher (endlich sehen wir mal einen bei der Arbeit: er hält den Schuh geschickt mit seinen Füßen fest, wie mit einem zweiten Paar Hände) und viele, viele Menschen. Manche sehen aus wie Portugiesen, viele andere eher südindisch. Manche ältere Frauen tragen Bluse und Bleistiftrock bis knapp übers Knie (wie in Südeuropa), aber auch Sari, Salwaar Kameez sowie Jeans und T-Shirt – wie überall in Indiens größeren Städten. Außer Taxis und (nur einmal) Trommeln bekommen wir auch nichts zum kaufen angeboten.
Um 11 flüchten wir zurück ins gekühlte Zimmer und holen ein bisschen Schlaf nach (die letzte Nacht dauerte ja nur 4 Stunden). Mittagessen gibts danach um die Ecke im „Viva Panjim“, ebenfalls einer Empfehlung aus dem Reiseführer. Chicken bzw. Mutton „Xacuti“ (sprich „ßakutti“), sehr lecker und sogar etwas scharf. Dazu Fresh Lime Soda für 15 und ein kleines Bier für 35 Rs. (in Bangalore kostet beides das doppelte bis vierfache, je nach Standard). Auf dem Rückweg laufen wir noch kurz zum größeren der beiden Flüsse hinunter und folgen dann von der Mündung dem kleineren bis zum Hotel zurück. Mittagsschlaf! Und ein bisschen TV, wie steht eigentlich die Formel 1?
Abendessen im „A Ferradura“, laut Reiseführer das einzige portugiesische Restaurant in der Stadt. Als Vorspeise gebratene Chorizo-Scheibchen (sehen aus wie schwarze Oliven) und Garnelen in Butter-Garlic. Köstlich! Hauptgang Red-Snapper-Platte von der Tageskarte mit Reis und etwas Gemüse/Salat. Wir machen noch irgendwie Platz für zwei Nachspeisen: eine portugiesische Schichttortenspezialität und einen Cashew-Cake. Achja, eine kleine Flasche portugiesischen 2006er Weißwein gönnen wir uns noch dazu. Das Lokal ist sehr schön, makellos gestrichene Wände, weiß mit ein bisschen rot, hübsche Bilder und Platz für höchstens 40 Leute (allerdings taugen die Vierertische zum Essen nur für zwei). Der Service tadellos, sehr freundlich, sehr aufmerksam.
Zurück im Hotel bekommen wir auf der Hotelterrasse gnadenhalber noch ein Gute-Nacht-Bier, bevor auch da schleunigst geschlossen wird. 5-Sterne-Service bei 5-Sterne-Preisen? Fehlanzeige!
14.03.2010 (Sonntag) – Goa 2. Tag
Wir sind früh wach und frühstücken im indischen Family-Restaurant gegenüber dem Hotel. Mit Mysore-Masala-Dosa und Filterkaffee für Rs.84 (1,20 Euro) sind wir deutlich besser dran und außerdem richtig satt. Ein Taxi mit A/C (AirCondition) finden wir auf dem Weg auch noch. Klein, aber gekühlt! Auf dem Weg in Goas Süden schauen wir noch in Old Goa vorbei, wo wir allerdings nur noch zwei große Kirchen aus portugiesischer Zeit sehen. Aus dem Reiseführer erfahren wir noch, dass die Briten nie in Goa waren! Und erst 1961 die indische Armee die Portugiesen rausgeworfen hat. An den Kirchen kurze Begegnung mit 10 Kerzen- und 5 Postkartenverkäufern, die aber zum Glück nicht durch das Tor auf das Kirchengelände dürfen. Leider ist in der Bom Jesu Kirche gerade Gottesdienst! Und die San Francesco Kirche ist ziemlich weit weg, fahren geht nicht, es ist schon wieder ganz schön heiß – ein Bild muss reichen! Unterwegs noch zwei winzige Kokosnüsse für Rs.15 each (in Bangalore 10-12), plus eine für den Fahrer (nach 3x überreden). Er erklärt uns dann, die unreifen Kokosnüsse würden aus Kerala importiert, da in Goa die reifen Kokosnüsse in den Curries verkocht würden.
Eine ziemlich halsbrecherische Fahrt durchs Hinterland, auf teils ganz schön kurvigen Straßen, und wir erreichen trotzdem wohlbehalten um 11 Uhr Patnem Beach, Cuba Hotel. Direkten Meerblick gibts von unserer Aircondition-Hütte aus leider nicht, dafür aber vom Café-Restaurant aus. Die Klimaanlage ist allerdings ein Witz: die Hütte hat vorne eine relativ stabile Holzfront, die man auch im Internet auf den Fotos sieht. Die übrigen drei Wände bestehen dagegen aus Palmblattgeflecht! Natürlich überall riesige Ritzen und Löcher, vom Übergang zum Fußboden gar nicht zu reden. Und dazu ist das Gerät furchtbar laut. Keine Chance, die nachts laufen zu lassen! Der „Safety locker“ ist leider auch kein Tresor, sondern ein abschließbarer Holzschrank… Die sanitären Anlagen im Nebenraum sehr basic, von der Machart „durch die Dusche zur Toilette laufen“. Umziehen ist uns aber jetzt auch zu aufwändig – erstmal was finden, dann wieder Taxi fahren, da wäre der halbe Tag kaputt. Oh Tina, bitte das nächste mal wieder ein anständiges Mittelklasse- oder Sterne-Hotel buchen….!
Setzen wir uns halt ins Café mit ein paar Fresh Lime Sodas und lesen mit Strandblick. Zum Lunch gibts Chicken Xacuti (once more) und Chicken Vindalho (im übrigen Indien meist Vindaloo geschrieben), auch eine goanische Erfindung. Sehr lecker und genau richtig scharf (der Koch ließ sicherheitshalber noch nachfragen, ob wir scharfes Essen mögen). Sogar die grünen Chilischoten kann man hier gefahrlos mitessen, solange man sie nicht für Bohnen hält und voll reinbeißt!
Noch ein paar Kaltgetränke und einen Masala Kaffee später laufen wir mal den Strand runter Richtung Süden. Man könnte auch noch um die Klippen herum einen Strand weiter laufen – ein andermal, wenn’s nicht so heiß ist! Auf dem Rückweg eine Runde Softdrinks im „home“ Hotel, vielleicht gibt’s da im Steinhaus freie und bessere Zimmer? Kühl ohne A/C oder so?? Zumindest die Musik passt gut zum Strandleben: relaxter Reggae. Statt Nachmittagskaffeekuchen probieren wir die Pasta Arrabiata und eine Hummus-Platte. Lecker. Das Hotel selbst ist uns nach einiger Beobachtung dann abe rdoch zu esoterisch. Die verkaufen selbstgebastelte Perlengehängsel für unglaubliche 600 Rupien (ca. 8 Euro)!! Kurzer Ausflug auf’s Sonnendeck unseres Hotels, bisschen wackelig, aber sehr abgeschottet und tolle Aussicht auf das Meer und die Palmen. Nach einem Stromausfall von ca. einer halben Stunde hoffen wir, irgendwo das Formel-1-Rennen zu sehen, aber leider läuft auf allen Kanälen nur Cricket. Dann halt noch ein bisschen lesen, bzw. Tina macht sich zum selbstverfassten Deutsch-Kannada-Wörterbuch noch eins mit Kannada-Deutsch…. bis es Zeit fürs Abendessen ist. Zwei Riesengarnelen als Starters, superlecker! Dann ein Pomfret für Martina (flach wie Flunder, sehr lecker) und ein Steak vom Kingfish für Marcus. Dazu das ein oder andere Kingfischer (KF), ein Feni-Cocktail für Tina (pur ist der lokale Cashew-Schnaps absolut ungenießbar), viele FLS (Fresh Lime Sodas) und eine Flasche Wasser gehen auch noch weg.
Die Nacht ist nicht sonderlich erholsam. Die A/C macht so einen Höllenlärm, dass wir sie schon beim Lesen ausschalten. Und die langsamste Stufe des Ventilators ist immer noch ziemlich schnell, ziemlich laut daher und windig. Egal, der muss an bleiben!
15.03.2010 (Montag) – Goa 3. Tag
Erstaunlicherweise sind wir nicht erstickt in der warmen, schwülen Luft in der Hütte. Aber um 8 Uhr hält uns nichts mehr im Bett. Wir nehmen eine warme Dusche (solange es Strom gibt) und gehen frühstücken (à la carte). Masala Omelett und Tomaten-Zwiebel-Toast für Marcus, Hummus mit Salat und Obstsalat für Tina. Lecker und fast zuviel! Aber wir haben ja Zeit. Ganz weit draußen gibt’s Delphine zu sehen (eher zu ahnen). Anschließend nehmen wir ein Sonnenbad bzw. legen uns unter einen Sonnenschirm. Der ist allerdings ein bisschen fadenscheinig und abends hat die völlig uneingecremte Tina wieder ein rotes Gesicht und verbrannte Stellen auf den Oberarmen. Viele Stunden später, verbracht mit Lesen (Marcus) und Wörterbuch-Schreiben (Tina), ab Dämmerung präpariert mit Anti-Mücken-Creme, dinieren wir Chilli-Prawns als Vorspeise und teilen uns dann einen Tandoori-Kingfish mit Chips und Gemüse. Köstlich!!!
16.03.2010 (Dienstag) – Goa 4. Tag
Die Nacht war erstaunlich angenehm, kühler als die letzte. Ein Pärchen, das gestern in eine der Obergeschoss-Hütten eingezogen war, fragte sogar heute morgen nach zusätzlichen Decken, so kalt war denen!! Unvorstellbar. Unsere Decken liegen im Schrank, außer dem großen Betttuch brauchen wir wirklich nichts wärmendes… Noch vor dem Morgengrauen wecken uns diesmal allerdings zuerst eine Zugsirene, dann eine Musikkapelle und schließlich ein extrem ausdauernder Gockel. Wir schaffen es dann aber zum Glück, nochmal einzuschlafen und gegen halb zehn ist dann eher passende Zeit für Kaffee + Frühstück.
In mehreren communities wird heute das hinduistische Neujahr gefeiert: Beginn des ersten Monats im Mondkalender. Unser Taxi geht um 17:30, ein Kumpel des Kellners, für 1200 Rs. mit A/C; angekündigt im Reiseführer waren 1500-1800 (1100 ohne A/C). Das Auto ist etwas höherklassiger als auf der Herfahrt und die Fahrt ein wenig geruhsamer. Unterwegs ist ziemlicher Stau und wir sind froh, so früh losgefahren zu sein. Allerdings wollen sie uns bei derAnkunft noch nicht mal die Koffer durchleuchten, weil noch der vorher startende Mumbai-Flug abgefertigt wird. Als allerdings kein Mensch weit und breit mehr mit Koffern kommt, schaffen wir es doch, schonmal den ersten Check zu durchlaufen. Nur einchecken können wir leider erst um 19:30, bzw. sobald das „Bangalore“-Schild am Schalter hängt! Nun treffen wir auch diverse Bekannte aus Bangalore, sowie zwei Pärchen aus unserem Hotel wieder!
Fast eine halbe Stunde smalltalk später gehen wir einfach schonmal durch die Sicherheitskontrolle, weil es da gerade so schön leer ist, und an den Check-in-Schaltern zwei Flieger voller Dänen und Norweger auflaufen. Tja, und dann heißt es: warten… eine unglaubliche (weil nicht vorhandene) Informationspolitik von Air India lässt uns ewig am Gate sitzen, wo absolut überhaupt nichts passiert. Die Maschine kommt aus Dubai und soll nur einen kurzen Zwischenstopp in Goa machen. Dass sie eine Stunde Verspätung hat, erfahren wir nicht am Flughafen, sondern Marcus findet das auf der Internetseite des Flughafens von Bangalore! Wieso waren wir nochmal so früh am Flughafen….???
Nach dem Flop am Samstagmorgen haben wir unseren Fahrer sicherheitshalber nochmal angerufen, dass wir HEUTE abend um 10:10pm landen! Kurzer Schreck, als er nicht wie üblich schon an der Halle steht – aber sehr schnell finden wir uns: er konnte ja nicht ahnen, dass wir am internationalen Terminal ankommen und erwartete uns natürlich am nationalen!

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