22 Feb. 2010 Martina Indisches Handwerk
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Da in der Wohnung unter uns Wasser aus der Decke tropft, klingelt der Klempner am Samstagmorgen an unserer Tür. Sie möchten uns das Wasser in der Küche so schnell wie möglich abstellen, um den Wasserverlust zu minimieren (die feuchte Decke ist eher Nebensache, aber anscheinend läuft das Wasser unter anderem in den benachbarten Aufzugsschacht!). Dann ist es auch OK, wenn sie erst Montag mit der eigentlichen Klempnerei anfangen. Ich hab ja nix vor.
Also spüle ich mal von Hand soweit nötig und lasse die Spülmaschine auch noch schnell laufen. Nach einer Stunde geben wir das Kommando „Wasser zu“ und der Klempner dreht die entsprechenden Hähne zu. Ist nicht so dramatisch, wir holen Spülwasser halt am Waschbecken im Bad und die Abwasserleitungen sind nicht betroffen. Allerdings ist kochen ohne laufendes Wasser in der Küche nicht ganz so komfortabel, trotzdem machen wir uns am Sonntagabend einen leckeren Ingwer-Rindfleisch-Topf mit Kokosmilch.
Am Montagmorgen bin ich dann ab 9:30 in Hab-Acht-Stellung für den um 10:00 angekündigten Klempner. Als sich um halb 11 noch keiner gerührt hat, frage ich mal nach. Ach, der ist gerade Material einkaufen. Na gut. Eine halbe Stunde später kommt er dann, bringt auf Anfrage auch den Chef mit (der mir dann das ganze auf englisch erklären kann, die Handwerker selbst sprechen nämlich nur Hindi, Kannada oder sonstige mir nicht geläufige Sprachen). Weil es sehr aufwändig wäre, das eigentliche Leck zu suchen, planen sie, stattdessen einfach eine neue Leitung zu verlegen und die alte, defekte, dann zu schließen. Fertig.
Soll mir recht sein, je weniger Fliesen und Wände sie aufklopfen und wieder zumachen müssen, umso besser! Nur der Einbauschrank mit eingebauter Spüle auf dem Küchenbalkon wird dran glauben müssen. Nach der Mittagspause soll es losgehen, um 14 Uhr.


10 nach 2 stehen tatsächlich der Klempner und sein Gehilfe da und gegen halb sechs ist der Schrank unbeschädigt von der Wand entfernt, um alle Wasseranschlüsse herum die Wand aufgebrochen und die defekte Leitung freigelegt. Morgen wollen sie fertigwerden. Sogar der heruntergeschlagene Dreck ist zusammengekehrt und in einen Sack verpackt (der danach als Hocker dient) und sogar der Boden wird mit Wasser und Schieber notdürftig gereinigt. Und quasi kein Stäubchen innen auf dem Küchenboden. Das ist für indische Verhältnisse absolut ungewöhnlich und vorbildlich, nur falls ihr euch darüber wundert, wie toll ich das finde!
Am nächsten Tag habe ich die Handwerker erst auf 14 Uhr bestellt, weil ich für morgens schon Termine ausgemacht hatte. Sehe ich ja gar nicht ein, das alles abzusagen. Eigentlich wollte ich erst gegen 5 zurückkommen, aber den halben Tag wollte ich nicht auch noch verschenken. Viertel nach 2 stehen die Herren dann vor der Tür, klopfen ein bisschen die Wand in der Außentoilette auf, dann verschwindet der eine. Sein Hiwi macht noch ein bisschen weiter und entschuldigt sich dann zur Teepause. Naja, nach 20min ist er wieder da, meldet aber kurze Zeit später ein Problem mit „Concrete“. Ruft bei der Hausverwaltung an, man möge ihm seinen Chef wieder hochschicken. Der ist wohl irgendwo außerhalb unterwegs, jedenfalls taucht er erst 10 nach 4 wieder hier auf.
Bis einschließlich 3. März habe ich mich dann tagsüber vorwiegend zu Hause aufgehalten, vor dem Laptop gesessen und alle 20 Minuten mal wieder die Tür aufgemacht. Außer den Klempnern waren dann ja noch die Fliesenleger einige Tage damit beschäftigt, die aufgestemmten Platten zu ersetzen. Das Ergebnis würde jedem deutschen Handwerker die Schamesröte ins Gesicht treiben, aber was soll’s – ich habe keine Lust, nochmal eine Woche hier Dienst zu schieben!

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