Tinas Kannada-Sprachkurs-Mitschülerinnen sind eine Tanzlehrerin und ihre Tanzschülerin. Eine andere Tanzschülerin hat heute ihren ersten Soloauftritt, und so bekommen wir eine Einladung zu diesem Event. Er ist auch öffentlich im hiesigen Stadtmagazin angekündigt, aber einfach so wären wir da bestimmt nicht hingegangen! Das Ereignis heißt „Rangapravesh“ und bedeutet „entry onto the stage“ (ich kann das nicht vernünftig ins deutsche übersetzen, ihr versteht bestimmt, was gemeint ist). Ein paar Infos aus der Einladung:
„Prithvi P. Nayak ist erst 12 Jahre alt, hat aber schon eine außergewöhnliche Reife für so eine junge Tänzerin. Sie begann mit dem Tanzunterricht im zarten Alter von 5. Während der vergangenen 5 Jahre wurde sie von Sharmila Mukerjee trainiert, Leiterin einer Odissi-Tanzschule in Bangalore und einer der führenden Tänzerinnen dieser Kunstform. Prithvi hat mit ihrer Grazie und Beweglichkeit schon viele Zuschauer beeindruckt. Neben verschiedenen Auftritten in Bangalore gewann sie 2006 einen Tanzwettbewerb.“
Wir kommen nach dem Einkaufen und den üblichen Einbahnstraßen-Problemen gerade noch rechtzeitig an und sitzen leider ziemlich seitlich, dafür direkt vor einem Lautsprecher – und wieder kein Ohropax dabei… Vor und nach einem Musikstück bei noch geschlossenem Vorhang gibt es Begrüßungsreden, komplett in Kannada! Ich verstehe jetzt, warum die Tanzlehrerin die Sprache lernen will
(sie ist aus Kalkutta und kommt in Bangalore sonst auch gut mit Englisch und Hindi zurecht). Dann geht der Vorhang auf und 3 verschiedene Tänze werden vorgeführt. Die Musiker sitzen in einer Reihe auf der linken Seite der Bühne mit Blick zur Tänzerin: ein Flötist, ein Geiger, ein Sänger mit Leier, die Tanzlehrerin schlägt die Zimbeln und noch ein Sänger mit einer Trommel.
Das Mädel ist echt hübsch anzusehen, da verzeiht man gern die für unsere Ohren doch ziemlich leiernde und vor allem laute Musik! Für Laien wie uns sind die Unterschiede in den verschiedenen Stücken schwer auszumachen – mal schneller, mal langsamer, mal mehr akrobatische Übungen, mal mehr Fingerbewegungen und rollende Augen. Auf jeden Fall faszinierend.
Dann gibt es eine Tanzpause, in der diverse Ehrengäste Reden halten und beschenkt werden und natürlich alle, die irgendwie geholfen haben, auf die Bühne kommen und auch Geschenke bekommen. Sehr lehrreich und für uns ungewohnt sind die unterschiedlichen Ehrbezeugungen: die junge Tänzerin küsst den drei anwesenden Tanzlehrern die Füße! Die anderen Beschenkten begnügen sich je nach Beziehung mit einer angedeuteten Geste in Richtung der Füße des Ranghöheren. Aber alle sehr ehrerbietig bis hin zu unterwürfig, und alle Musiker bedenken das Publikum beim Auf- und Abtritt mit der Namaste-Geste.
Anschließend folgen nochmal zwei kürzere Tänze. Der erste ist besonders interessant, weil 10 Inkarnationen des Gottes Shiva vorgeführt werden, und man erkennt einige davon ganz gut: Fisch, Bär, Bogenschütze z.B. Der letzte handelt von Anbetung und ist sehr ruhig und langsam.
Längst nicht so schön wie dieser Live-Auftritt, aber ganz hilfreich, um einen Eindruck von dieser Tanzform zu bekommen:
http://in.youtube.com/watch?v=1qbTqjCYg6Q
Die Homepage der Tanzlehrerin: www.sharmilamukherjee.com

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