29 März 2009 Martina Zu Gast bei unserem Fahrer
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Nachmittags verabreden wir uns mit Kollegen von Marcus für den Abend in einer Hotelbar in der Stadtmitte, da waren wir schon lange nicht mehr.

Gegen 4 Uhr kommt unser Fahrer mit der vorsichtigen Bitte, ob wir nicht heute zum Abendessen zu ihm nach Hause kommen wollen. Ablehnen kommt gar nicht in Frage, und außerdem ist uns das eine Ehre. Allerdings müssen wir schon um 6 kommen, weil wir ja um halb neun dann wieder losmüssen… Also, die Hausfrau wird verständigt und nach noch ein bisschen einkaufen, duschen und ins neue Salwar Kameez-Gewand werfen (in Tinas Fall) trudeln wir gegen halb 7 dort ein. Die haben sogar extra für uns 2 Flaschen Bier besorgt (und dass ich keins will, kommt gar nicht in Frage!).

Zuerst gibt es Roti-ähnliche Fladen mit Mysore-Pak-ähnlicher Füllung (süße Brösel), sehr köstlich. Dann wird Tina zum Kücheneingang zitiert und bekommt eine ausführliche Kochvorführung und Einweisung in die Zubereitungskunst der verschiedensten Dosas (Crêpes-ähnliche Fladen aus gesäuerter Reis-/Weizenmehlmischung)! Es gibt Masala Dosa (mit Kartoffel-Zwiebel-Tomaten-Füllung), Onion Dosa (mit Zwiebeln und Chili), Set Dosa (3 kleine Dosas ohne Füllung) und Egg Dosa (auf dem fertigen Dosa wird ein Ei verteilt), dazu Kokosnuss-Chutney und Tomaten-Zwiebel-Gemüse – in Mengen, die eine ganze Armee satt machen würden… Fahrer Raj hilft neben den Erklärungen (seine Frau spricht leider nur Tamil) auch tapfer beim Kochen, hat allerdings genau wie Marcus das Problem, die Gewürze meistens nicht im Regal zu finden. Und die Dosas sind leider nicht ganz so gut wie üblich, denn eigentlich muss der Teig ja mindestens 4 Stunden gehen! Wer kommt in Indien auch vor 9 Uhr zum Abendessen… Schmecken uns aber trotzdem super.

Natürlich bewundern wir die Urkunden und Trophäen der 3 Kinder gebührend und bekommen eine Reihe von Familienfotos gezeigt. Die zwei älteren Töchter (12 und 15 Jahre alt) verbringen das lange Wochenende leider bei Verwandten, aber die kleinste (6) spricht schon einigermaßen englisch und strahlt uns den ganzen Abend lang an.

Es ist schon interessant, zu sehen, wie so eine Familie wohnt. Fahrer verdienen schon vergleichsweise viel (etwa das dreifache eines Fabrikarbeiters). Eltern und drei Kinder teilen sich ein Wohn-Ess-Zimmer von vielleicht 15 qm und ein Schlaf-Fernseh-Zimmer von höchstens 8 qm. Die Küche hat vielleicht 6 qm. Darin gibt es kein einziges Möbelstück: einen großen Trog mit Wasserhahn, das Wasser kommt aus dem Dachtank (das zum Trinken und Kochen aber abgekocht werden muss) und über Eck eine gemauerte Arbeitsplatte und darüber zwei gemauerte Regale. Ein Gasherd mit zwei Flammen, und als Kühlschrank dient ein großer Tontopf. Töpfe, Geschirr, Lebensmittel, Gewürze – alles steht offen auf den Regalen. Und die zwei winzigen Küchenfenster haben zwar Moskitonetze, die sind aber leider ziemlich löchrig. Im Wohnzimmer gibt es außer der Tür auch nur ein, nicht besonders großes Fenster und als Wandschmuck dienen verschiedene Heiligenbilder (unser Fahrer ist Christ). Das Schlafzimmer haben wir natürlich nicht gesehen.

Leider haben wir völlig vergessen, zu fotografieren! Aber die beiden älteren Töchter waren später ohnehin untröstlich, dass sie unseren Besuch verpasst haben, und wir müssen auf jeden Fall irgendwann nochmal kommen. Am besten nach der Fastenzeit, dann kochen sie Fleisch für uns – sagt unser Fahrer.

Später in der Hotelbar bin ich dann mit meinem langärmeligen geblümten Salwar Kameez leider völlig unpassend angezogen. Alle rennen in den kürzesten Röcken Bangalores rum und schulterfreies Top ist quasi ein Muss. Am züchtigsten angezogen ist man in langer, knallenger Jeans, ausgeschnittenem Langarmshirt und hochhackigen Sandalen. Naja, wir heben auch deutlich den Altersdurchschnitt.

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