13 Okt. 2008 Martina Einfach telefonieren
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Am Samstag haben wir uns in ein neues Abenteuer gestürzt: wir kaufen eine indische Handykarte. Erstmal alle Unterlagen zusammenstellen: Reisepass, polizeiliche Anmeldung, Passbilder und viel Bargeld – Kreditkarten funktioneren selten und Bankeinzug ist ein Fremdwort. Wenn man hier einen Telefonladen betritt, erschrickt man zuerst über endlose Schlangen an einigen Schaltern. Aber keine Sorge, die bezahlen nur alle ihre Rechnung – bar natürlich. Wer keine Angst vor Automaten hat, kann seine Scheine auch dort in einen Schlitz schieben. Was allerdings mit dem Geld passiert, wenn dann grade mal wieder der Strom ausfällt? Wahrscheinlich wird es deshalb von wenigen genutzt.
Aber zurück zu unserem Anliegen. Wir bekommen recht schnell VIP-Service, was bedeutet: ein Formular ausgehändigt und erklärt, was wir ausfüllen müssen. Vermutlich weil ich eine Frau bin, muss noch Marcus‘ Kollege seinen Namen auf dem Formular eintragen – wahrscheinlich muss er dann einspringen, wenn ich meine Rechnungen nicht zahle? Der Servicemitarbeiter verschwindet solange mit meinem Reisepass und meiner heiligen Anmeldung zum Kopierer. Nachdem ich erfolgreich Vorname und Nachname vertauscht habe (egal…) und Marcus mich daran erinnern muss, dass ich auch die Appartmentnummer in der Adresse angebe (auf unserem Briefkasten steht nur diese Nummer, kein Name!), bekomme ich irgendwann einen Stapel Kopien aller Reisepass-Seiten und muss auf jede einzelne meine Unterschrift setzen. Und zwar: genau wie im Reisepass (abgekürzter Vorname) und mit einem BLAU schreibenden Kugelschreiber. Nach einiger Zeit darf ich mir zuerst die letzten vier Ziffern meiner Telefonnumer aussuchen und bekomme dann zwei Nummern zur Auswahl. Das nennt man Service! Wieder viele Minuten später muss ich mein Passfoto auch noch unterschreiben (auf der Vorderseite!) und 90 EUR Deposit hinterlegen. Das ganze (auch die 12 Scheine je 500 Rupien) wird dann an den großen Packen Papier drangeklammert. Schließlich gibt ein Mitarbeiter noch die ganzen Daten in den Computer ein und ich bekomme meine Karte ausgehändigt.
Wir waren wahnsinnig genug, noch eine zweite Karte zu kaufen (genau genommen Marcus‘ Kollege). Das Prozedere war also nochmal das gleiche. Nur einen Bürgen brauchte der nicht (ist ja ein Mann). Aber so hat sich die lange Fahrt in die Stadt wenigstens gelohnt…
Und übrigens: irgendeine Adresse kann ja jeder angeben. Daher ruft ein Mitarbeiter der Telefongesellschaft nach Aktivierung der Karte an, ob er auch den Teilnehmer dran hat. Und vereinbart einen Termin für einen persönlichen Besuch zu Hause! Bei Marcus‘ Kollege war der schon da. Ich warte heute noch, aber da er in der vereinbarten Zeit nicht in unserer Wohnung vorbeikam, hat er halt erstmal Pech gehabt. Meine Karte funktioniert jedenfalls noch. Und der Briefkasten auch, die erste Post lag schon drin!

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